Umbra Et Imago

Die Ballade Von Den Lästerzungen

Umbra Et Imago


In Kalk, noch ungelöscht, in Eisenbrei
In Salz, Salpeter, Phosphorgluten
In dem Urin von rossigen Eselsstuten
In Schlangengift und in Altweiberspei
In Rattenschiss und Wasser aus den Badewannen
Im Saft von einem Krötenbauch und Drachenblut
In Wolfsmilch und dem sauren Rest der Rotweinkannen
In Ochsengalle und Latrinenflut:
In diesem Saft soll man die Lästerzungen schmoren

Gegart im Sud, erhitzt, gefroren
In diesem Saft soll man die Lästerzungen schmoren

In eines Katers Hirn, der nicht mehr fischt
Im Geifer, der aus den Gebissen
Der tollen Hunde träuft, mit Affenpiss vermischt
Mit Stacheln, einem Igel ausgerissen
Im Regenfass, drin schon die Würmer schwimmen
Krepierte Ratten und der grüne Schleim
Von Pilzen, die des Nachts wie Feuer glimmen
In Pferderotz und heißem Leim:
In diesem Saft soll man die Lästerzungen schmoren

Nicht gewonnen, nichts verloren
In diesem Saft soll man die Lästerzungen schmoren

In dem Gefäß, drin alles reingerät
Was so ein Medikus herausholt aus dem schwieren
Gedärm an Eiter und verpestetem Sekret
In Salben, die sie in den Schlitz sich schmieren
Die Hurenmenscher, um sich kalt zu halten
In all dem Schmodder, den die Lust
Zurücklässt in den Spitzen und den Spalten
Wer hätte nicht durch solchen Schiet hindurchgemusst!
In diesem Saft soll man die Lästerzungen schmoren

Lass das gut im Böse bohren
In diesem Saft soll man die Lästerzungen schmoren

Ihr Brüder, packt all die saubren Sachen
Gehen sie in den verfaulten Kürbis nicht hinein
In eure Hosen, um den Bottich voll zu machen
Gebt auch die Nachgeburt von einem Schwein hinein
Und hat's vier Wochen lang gegoren:
In diesem Saft solln eure Lästerzungen schmoren