Reinhard Mey

Friedhof

Reinhard Mey


Tom: F#m

A

[Verse 1]
         A                     E
Ich geh’ gern in einer fremden Stadt
        Bm                       F#m
auf den Friedhof, so ein Friedhof hat
      D                A                E
etwas Gastfreundliches und steht allen offen:
        D                    E
Manchem nur für seine Mittagszeit,
        C#m7             F#m
manchem für die ganze Ewigkeit
       Bm7                 B7               E
und du hast schnell ’nen Gesprächspartner getroffen.
        D                  E
Insel im Meer der Geschäftigkeit,
      C#m7               F#m
Blumengarten der Gelassenheit,
       D              Bm         E
- Sinnigerweise vom Lebensbaum umgeben -
         D                      E
Zeig mir Hochmut und Vergänglichkeit,
       C#                     F#m
tröste mich und mach den Blick mir weit
        D               Bm           F#m C#m D E A
für den Wert der Dinge, an denen wir kle ------ ben!


[Verse 2]
      A                      E
Jede Grabinschrift und jeder Stein
        Bm             F#m
erzählen mir in Gräberlatein
        D              A               E
von den Unvergess’nen, die zu früh entschweben.
     D                    E
Jede Plasteblume, die da sprießt,
      C#m7                        F#m
jede Primel, die kein Schwein mehr gießt,
         Bm7               B7             E
kann mir was erzähl’n von denen, die noch leben.
    D                        E
Ich seh mir die Jahreszahlen an:
         C#m7                  F#m
Manchmal kommt er früh, der Sensemann,
         D          Bm              E
manchmal trödelt er herum, der alte Mäher.
         D                      E
„Geh nur deiner Wege“ sagt er mir,
        C#                  F#m
„Einmal enden sie doch alle hier
        D               Bm              F#m C#m D E A
Und du siehst ja, die Einschläge kommen nä---------her!“


[Verse 3]
          A                     E
Ich sitz’ gern auf einer Friedhofsbank,
         Bm                 F#m
seh’ die schattigen Alleen entlang
      D                  A                E
und denk’ nach über den tief’ren Sinn der Reise.
        D                       E
Mit dem schicken Laptop auf den Knien
         C#m7               F#m
Blätter’ ich von Termin zu Termin
          Bm7              B7                 E
und wenn „Wichtig!“ davor steht, kicher’ ich leise.
         D                  E
Kann ja sein, ich verpaß’ grad den Tanz
      C#m7                    F#m
um das gold’ne Kalb - aus der Distanz
           D                Bm                E
wird nicht jedes „Dringend“ und „Eilt sehr!“ beachtet.
         D                        E
Es ist nichts, von dem man immer denkt,
        C#                F#m
daß die ganze Welt davon abhängt,
         D                  Bm         F#m C#m D E A
wichtig, von einer Friedhofsbank aus betrach-----tet!


[Verse 4]
         A                          E
Heute macht sich schon manch Junger krumm
         Bm                   F#m
für ’nen Platz im Altersheim, darum
      D             A                    E
geh’ ich da nur konsequent einen Schritt weiter:
          D                          E
Mach mich schon mal mit dem Platz vertraut,
       C#m7                   F#m
an dem man mich eines Tags verstaut
       Bm7           B7               E
und geh an den Job zurück, gelöst und heiter.
     D                       E
Aufgeräumt und quicklebendig kehr’
    C#m7                   F#m
ich heim in das Leben ringsumher,
        D                   Bm               E
les’ im Geh’n die Inschrift auf der Friedhofsmauer.
         D                           E
Die Lektion, die sie mich schweigend lehrt
        C#                     F#m
ist die grad geschwänzte Sitzung wert:
        D             Bm                   F#m C#m D E A
„Jedes Ding hat seine Zeit, nichts ist von Dau--------er!“

      D                          E
Jedes Ding, steht da, hat seine Zeit,
      C#m7              F#m
dabei wäre ich durchaus bereit,
         D        Bm               E
gegebenenfalls überhaupt nicht zu sterben,
       D                     E
um den Beisetzungsgeiern und den
        C#              F#m
peinlichen Grabreden zu entgeh’n,
         D                     Bm             F#m E D E C#
doch ich will’s mir mit meinen Erben nicht verder------ben
         D                     Bm             F#m C#m D E A
doch ich will’s mir mit meinen Erben nicht verder------ben