Wirrköpfe, Gammler, Pflastermaler, Fragt mich nicht mehr nach Balthasar, Dem Saufkumpan und Zechenzahler, Der von uns ging vor einem Jahr! Er ward in diese Welt geboren, War wie kein and'rer drin vorkommen, Für alle Zeit ist er nun verloren: Er hat ein schlechtes Ende genommen, Er hat sozialen Rang erklommen! Ihr Freunde und ihr Zecher Schar, Betet mit mir für Balthasar! Vor einem Jahr war es genau, Da sagte Balthasar zu mir: „Der Martinstag schlägt jeder Sau, Nur mir nicht, garantier' ich Dir!" Wer wollte damals daran glauben, Daß ihn Standesdämone ritten, Daß Wohlstand und Highlife ihn rauben Und reißen aus der Freunde Mitten? Sagt mir, laßt euch nicht länger bitten: Wißt ihr noch vom vor'gen Jahr, War es nicht schön mit Balthasar? Er prellte Steuer und den Zoll, Und nie hat ihm sein Geld gereicht, Kein Glas war ihm jemals zu voll Und keine Arbeit je zu leicht! Kein Hemd war schwärzer als das seine Und keine Hose mehr in Lumpen, Kein Auge röter, und ich meine, So wie er konnte keiner pumpen! Schade ist's um den ich weine, Um den, der unser Vorbild war, Weinet mit mir um Balthasar! Da geschah das Schicksalsschwere, Daß ich aus Pfandleihers Munde Hört' von Balthasars Karriere: „Ja" - sprach der - „mein bester Kunde Ist vorhin bei mir gewesen, Frisch gewaschen und mit Kragen, Seine gold'ne Uhr auszulösen, Die bei mir seit Jahr und Tagen Ein- und ausgeht, sozusagen. Er zahlte alles, und in bar, Empfehl'n Sie mich Herrn Balthasar!" Später las ich in der Zeitung, In die ich mein Frühstück pack: Balthasar, Damenbekleidung, Neueröffnung Donnerstag! So heiratete Bacchus' Sohn, Der Freiheit über alles liebte, Sich in die Damenkonfektion, Welch Leben er dadurch versiebte, Spürt schmerzlich jeder, der ihn liebte: Der schlampig wie kein anderer war, Ist jetzt der Bürger Balthasar! Jetzt macht er „Männchen" vor seiner Frau, Damit er an die Kasse darf, Ist geizig, engherzig genau, Der's Geld einst aus dem Fenster warf. Wie teuer mußte er bezahlen, Daß ihm ihre Schätze winken, Er darf mit ihren Piepen prahlen, Er schwor dafür, nie mehr zu trinken, Sagt, kann ein Mensch noch tiefer sinken? Vielleicht gefällt ihm das sogar, Dem reichgeword'nen Balthasar? Wirrköpfe, Gammler, Pflastermaler, Wischt euch die Tränen vom Gesicht! Den Ehrenmann und Steuerzahler, Den rühren uns're Tränen nicht. Laßt uns nicht länger Worte stammeln Und unnütz sein! Vor allen Dingen Laßt uns für eine Flasche sammeln, Die will ich ihm dann heimlich bringen, Daraus soll'n ihm die Englein singen, Von dem, der unser Vorbild war: Dem liederlichen, stets betrunkenen, Unvergess'nen Balthasar!