Konstantin Wecker

Ich habe deinen Körper ausgebeutet

Konstantin Wecker


Da lagen wir im Gras als eine feste
und ungebundene Begebenheit.
Da war noch Nässe, und da waren Abfallreste.
Die Sonne war noch feucht.

Und mit der Zeit empfand ich endlich, daß wir sehr unendlich waren
und daß das Gras nichts andres war als Gras.
Ich nahm dich an und nahm dich bei den Haaren,
und du warst prall und schön im Übermaß.

Ich habe deinen Körper ausgebeutet,
dir dich aus deinem vollen Mund gesaugt,
und jede Stunde hat mich neu gehäutet.
Du hast mich satt gemacht und ausgelaugt,

du hast dich heimlich an dem Mond vergangen,
der plötzlich in den Tag kam, voll und rund,
und der sich unter deine weißen Schenkel legte.
Da warst du glücklich über deinen neuen Fund.

Ich hab den Mond und dich in meinen Arm genommen
und auch das Gras, das schon sehr naß und müde war,
und auch die Erde hab ich gut in meinen Griff bekommen.
Und ob es Stunde, Tag war oder Jahr,

ich weiß nicht mehr, wie lange ich dich liebte,
auch wann was Liebe ist, das weiß ich nicht.
Ich weiß nur eins: daß ich dich damals kriegte,
und daß da Gras war, Erde, Nacht und Licht.