Klaus Hoffmann

Als Wenn Es Gar Nichts Wär'

Klaus Hoffmann


Für einen Traum könnte ich fliegen 
für ein Lied zu Grunde gehn 
ich lasse jeden Zauberer in meinen Garten 
wär´ ich ein großer Mann der Macht 
ich würde nach den Bettlern sehn 
von den ärmsten Narren ließ´ ich mich beraten 
schon als Kind liebte ich barfuß 
mit ohnmächtigem Mut 
ich hatte nichts und wollte alles geben 
die Angst war klein, der Hunger groß 
ich warf mich lachend in die Flut 
als wenn es gar nichts wär` 
als wenn es gar nichts wär` 

Ich konnte lieben ohne Grund 
ich konnte staunen ohne Sinn 
meine Welt paßte auf eine Kinoleinwand 
die Götter hießen Jones 
Stan und Olli, Erol Flynn 
sie schenkten mir ein Lebensbuch 
mit buntem Einband 
ich war wie sie, ich war unsterblich 
ich war ein Kind, ich hatte Glück 
es war ein Spiel, was sollte ich verlieren 
ich gab mich hin, so lichterloh 
und brannte jeden Augenblick 
als wenn es gar nichts wär` 
als wenn es gar nichts wär` 

Doch mit den Jahren kam die Klugheit 
mit der Zeit kam die Vernunft 
und Tag um Tag verblaßten meine Bilder 
weil doch nichts blieb als Einsamkeit 
nahm ich mein letztes Kunterbunt 
ging auf den Markt der Schwerter und der Schilder 
da sprachen Narren wie Gelehrte 
Idioten wie Genies 
von Wahrheit und von kolossallen Pflichten 
und um nicht ganz allein zu sein 
bot ich mein Kinderparadies 
als wenn es gar nichts wär` 
als wenn es gar nichts wär` 

Jetzt sah ich aus wie jedermann 
das Leben nahm mich in die Pflicht 
wohl kalkuliert, die Welt war für mich Claro 
die Lippen schmal, die Augen matt 
ich wurde ernst und ordentlich 
und trug man Caro, na dann trug ich eben Caro 
bis nichts mehr ging, weil´s alles gab 
ich weiß den Tag noch ganz genau 
da sah ich mich in einem aufgebrochnen Spiegel 
ich hatt´ mein Glitzerzeug getauscht 
gegen ein sichres Grau in Grau 
als wenn es gar nichts wär` 
als wenn es gar nichts wär` 

Lass´ meiner Seele Schwere los 
mein Herz, mach deine Fenster auf 
Derwisch und Magier, kommt in meinen Garten 
ich lass´ das Kind nicht mehr allein 
nach all dem Sommerschlußverkauf 
ich schlaf´ bei den Verrückten und den Zarten 
ich will lieben wie als Kind 
barfuß und mit großem Mut 
jeden Tag als wär´s der letzte von den Tagen 
und immer wieder, glaub mir, mit dir 
spring´ ich lachend in die Flut 
als wenn es gar nichts wär` 
als wenn es gar nichts wär` 
als wenn es gar nichts wär`