Reinhard Mey

Charlotte

Reinhard Mey


Tom: D

    D                  G    D
Ich denk‘ nach all den Jahren
G                  A   D
schreib‘ ich Ihnen doch einmal.
    D                 A             D A
Der Abstand läßt mich vieles klarer sehen
         D     G                   A             F#m
und mich Ihnen offenbaren, die Sie überm düst‘ren Tal
       G          Em                D       A     D
meiner freudlosen Schulzeit als die einz‘ge Sonne steh‘n.
    D                   G                A             D
Sie schleusten mich mit Dreistigkeit und listenreich dazu
      G             D          A
durch Prüfungen, Versetzungen, Komplotte!
   D                    G             A                  D
Verzeih‘n Sie, doch aus Dankbarkeit erlaub‘ ich mir das „Du“.
    G              D                  A   F#m
Ich grüße Dich „hochachtungsvoll“, Charlotte!
    G              D                    A   D
Ich grüße Dich „hochachtungsvoll“, Charlotte!


[Verse 2]
        D             G   D
Um mein kleines Glück bestohlen,
              G       A    D
hab‘ ich mich doch um Sympathie,
   D              A            D   A
um Achtung meiner Lehrer abgestrampelt.
     D            G          A              F#m
Aber mit den Nagelsohlen der Pädagogik haben sie
    G            Em          D  A   D
auf meiner Kinderseele rumgetrampelt.
    D               G                A             D
Und die kleine Persönlichkeit hatten Sie in kurzer Frist
    G             D         A
So lebensfroh wie eine tote Motte,
    D               G                 A               D
und wenn sie an der Grausamkeit nicht ganz zerbrochen ist,
     G              D                  A   F#m
Dann ist das allein Dein Verdienst, Charlotte!
     G              D                    A   D
Dann ist das allein Dein Verdienst, Charlotte!


[Verse 3]
          D            G   D
Ich wusch Dr. Lenz den Wagen,
          G     A       D
hab‘ Frau Drews Fahrrad geputzt,
   D             A            D    A
freiwillig den Tafeldienst übernommen.
         D           G                A             F#m
Hab‘ das Klassenbuch getragen, es hat alles nichts genutzt,
        G               Em        D   A   D
ich bin nie von der Eselsbank weggekommen.
    D                 G               A              D
Und all meine Lehrer fanden, als Schulabgangsprüfung war,
    G                  D                   A
Daß mein Bildungsstand jeder Beschreibung spotte.
         D            G                      A            D
„Und ich sag‘, er hat bestanden!“, herrschte eine Stimme „Klar?“.
     G                  D               A   F#m
Und Dir widersprach man nun mal nicht, Charlotte!
     G                  D                    A   D
Und Dir widersprach man nun mal nicht, Charlotte!


[Verse 4]
        D                 G   D
Daß das Bäumchen grad‘ zu stehen
    G       A      D
und Baum zu werden begann,
    D                A          D    A
von den Steißtrommlerseelen unbezwungen,
         D              G                A             F#m
dass ich heut‘ aufrecht gehen und selbst zurücklächeln kann,
      G                Em        D A D
trotz der Bosheiten und Erniedrigungen,
          D               G               A                      D
dank‘ ich dir, und das zu sagen, such‘ ich lange schon, doch erst nun,
    G                  D          A
wo ich die Schulzeit endgültig einmotte,
         D              G             A             D
Will ich es noch einmal wagen und mit diesen Zeilen tun!
     G                D                A   F#m
Ich denk an Dich voll Zärtlichkeit, Charlotte!
     G                D                  A   D
Ich denk an Dich voll Zärtlichkeit, Charlotte!