Mey Reinhard

Rundfunkwerbung Blues

Mey Reinhard


Vietel nach sechs, der Radio-Wecker 
reißt mich mit Werbung aus dem Traum 
Ich wirke ungepflegt und garstig 
ohne den soften Badeschaum. 
Mein Goldfisch kriegt die falsche Nahrung 
die saubere Wäsche starrt vor Schmutz 
Jawoll ich bin ein Rabenvater, 
denn ich kauf Windeln mit dem alten Nässeschutz. 
Beschämt schleich' ich mich in die Dusche, 
weil ich die falsche Seife hab'. 
Und mein Shampoo wäscht meine Haare 
ganz ohne Spannkraft nass und schlapp. 
Mein Kinn ist nicht seidig geschmeidig, 
mein Hemd ist weiß aber nicht rein 
Denn meine Frau tauscht ihr Waschmittel 
gegen die doppelte Menge eines anderen Waschmittels ein. 

Wie soll ich damit weiter leben? 
Wie komm ich über diesen Tag, 
Wenn mich die Grauschleier umgeben 
Und mein Chef meinen Kaffee nicht mag? 
Mein ganzes Selbstbewußtsein ist zu Mus 
Oh Mann ich hab' den Rundfunkwerbung-Blues! 

Tagsüber quälen mich die Zweifel: 
Hab' ich schon Fältchen im Gesicht? 
Ich könnte schwör'n, ich hab' auch Schuppen 
nur ich...ich weiß es nur noch nicht! 
Werd' ich beim Knotentest versagen? 
Wie magenfreundlich wirke ich? 
Ich spür's, ich krieg die Trockenstarre 
und obendrein läßt mich mein Deo jetzt im Stich! 
Dann abends, ich sitz' auf dem Sofa 
und warte auf den großen Preis. 
Die Werbung läuft, und jemand sagt mir: 
Ihr Hemd ist rein, tja, aber nicht weiß. 
Ein and'rer säubert sein Gebiß 
und steckt es strahlend in den Mund. 
Ich armer Hund hab' eig'ne Zähne und die sind leider noch vollständig 
und ich fürchte auch fast alle noch gesund. 

Wie soll ich damit weiterleben? 
Wie komm ich über diesen Tag, 
Ohne nach frischwärts abzuheben 
Und ohne Haarausfall und Zahnbelag? 
Ich bin ein fieser Kerl von Kopf bis Fuß. 
Oh Mann ich hab' den Rundfunkwerbung-Blues. 

Das Quiz beginnt, da kommt der Champion 
- OHH - der weiß alles ganz genau, 
Aber sein Hemd ist nicht aprilfrisch 
und auch sein Weiß ist eher grau. 
Sein Haar ist wuschig, stumpf und strähnig 
und auf der Strin steht ihm der Schweiß 
Und sicher riecht er wie ein Iltis, 
aber fantastisch was der Bursche alles weiß. 
Der Kerl der nimmt mir die Komplexe. 
Warum hatt' ich die eigentlich? 
Ab heut' ist Schluß mit dem Theater, 
ab heut' riech ich nur noch wie ich 
Und ich seh' aus, wie ich halt ausseh' 
und schwitz wenn's sein soll wie ein Tier 
und kauf' den Kaffee ohne Gütesiegel und den Pudding ohne Farbstoff 
und das schrubbelige Toilettenpapier. 

Ja damit kann ich weiterleben, 
so komm' ich über jeden Tag 
Und wer mich mag, der mag mich eben 
Auch wenn ich nicht die neue Slipeinlage trag' 
Und ist mein weißer Kragen schwarz wie Ruß, 
Ich bin ihn endlich los, den Rundfunkwerbung-Blues