Mey Reinhard

ABSCHEULICHES LIED FÜR ABSCHEULICHE LEUTE

Mey Reinhard


Im Warenhaus im dritten Stock 
steh'n Dracula und Frankenstein, 
laden zu Kauf und Nervenschock, 
zur Spielwarenausstellung ein. 
Dort steht alles aufgereiht, 
was ein Kinderherz erfreut: 
Nagelbrett und Daumenschrauben 
lehr'n das Kind ans Christkind glauben. 
Folterwerkzeug, Messer sind 
Lohn nur far ein braves Kind! 

Seht, am Tischlein-Deck-Dich dort 
verkauft ein ausgedienter Legionar, 
zeigt Vater-, Mutter-, Kindermord 
mit Katapult und Schieagewehr, 
Starkstromtod, Elektrofalle 
aus dem Baukasten far alle. 
Schreibt, wollt ihr noch mehr davon, 
der Warenhausdirektion; 
Eierchen mit Napalm und Gas 
legt euch dann der Osterhas'! 

Alle Vaglein sind schon da! 
Super-Sabre, Starfighter, 
Mig, Mirage, Jucheirassa! 
zeigt voll Stolz der Abteilungsleiter. 
Kleine Bomben und Granaten 
wirft er auf die Zinnsoldaten. 
Raus, Aladdins Wunderlampe! 
Rein, Raketenabschuarampe! 
Panzerfaust und Zimmerflak 
tragt der Nikolaus in seinem Sack! 

Im Warenhaus im dritten Stock 
roll'n D-Mark, Dollar, Frank im aœberflua. 
Endlich kommt die Bilanz heraus! 
Vom Reingewinn der aœberschua 
flieat, wie der Prasident beteuert, 
laut Aktiengesetz unversteuert 
dem Bau von Knastanstalten zu. 
Der Rest geht far die Seelenruh', 
daa jeder sich vor Rahrung schneuzt, 
als Spende an das Rote Kreuz! 

Im Warenhaus fiel drauf ein Schua. 
Da ward unschuldig' Blut vergossen; 
da ward laut Aufsichtsratsbeschlua 
der Weihnachtsmann erschossen