Konstantin Wecker

Seit Du fort bist

Konstantin Wecker


Seit Du fort bist scheinen mir die Tage
etwas schwerer und vor allem nicht so breit.
Läge man die Stunden auf die Waage
wögen sie ein Stück der Ewigkeit.

Seit Du fort bist, klingen Harmonien
immer etwas nach e-Moll
und der Himmel pflegt sich stets zu überziehen
und was Spiel ist, wird gedankenvoll.

Seit Du fort bist kommen mir die Leute
noch verbiesterter und unbeseelter vor.
Jeder sucht zu spät sein eigenes Heute
zwischen Kegelclub und Kinderchor.

Und mir fehlt nun mal Dein wundervolles Lachen,
das die ganze Welt zum Spielplatz macht,
unser Feldzug gegen Windmühlen und Drachen
und das Abenteuer jeder Liebesnacht.

Eigentlich will es mir gar nicht passen,
denn bis jetzt war ich gern nur mit Dir allein,
doch nun musste ich Dich für immer gehen lassen
und Du wirst nur noch in Gedanken bei mir sein.

Seit Du fort bist werden Frühlingslieder
über Nacht zu einem langen Herbstgedicht
d es heißt, da draußen blüht der Flieder,
doch ich weiß, er blüht nicht ohne Dich.

Seit Du fort bist, gut, ich gebe es zu,
werde ich schon mal eigensinnig und banal
und mein wahres Leben wird im Nu,
traurig, einsam und sentimental.

Aber Du bist fort, was soll ich tun,
soll ich wohlig, lässig weiterleben,
Schwingtüren schwingen lassen im Saloon,
schöner wär's mit Dir zu schweben.

Eigentlich will ich das gar nicht wissen,
denn ich bin mir selber Manns genug
aber ich beginne Dich schrecklich zu vermissen,
seit Du fort bist, bin ich auf Entzug.

Seit Du fort bist ist nun mal das Leben
nicht von Deinem Zauber coloriert
und auch Du würdest jetzt alles geben,
was Dich fort vom Fortsein zu mir führt.

Vielleicht sollte ich an Reinkarnation glauben,
dann sehen wir uns in einem anderen Leben.
Mit Dir konnte man wirklich Pferde rauben,
so was wie Dich konnte es auf der Welt nur einmal geben.