Konstantin Wecker

Endlich wieder unten

Konstantin Wecker


Endlich bist du wieder unten,
wieder mitten im Geschehn.
Hast dich plötzlich losgebunden,
um als Mensch zu überstehn.

Wieder barfuß auf dem Boden,
wieder dort, wo uns die Welt,
losgelöst von Muß und Moden,
ansatzweis zusammenhält.

Und jetzt liegt da dieser Zettel
zwischen deinen Wertpapiern:
Heute nehm ich mir das Leben,
um es nie mehr zu verliern.

Kann auch ohne eure Titel
und Verträge überstehn.
Hab die Schnauze voll von Zielen,
will mich erst mal suchen gehn.

Nur die sich mißtrauen,
brauchen Normen zum Sein
und verteilen als Schuld,
was sie sich nicht verzeihn.

Doch wie immer sie dich
auch schuldig schrein,
nur du hast das Recht,
dein Richter zu sein.

Endlich stehst du zu den Bieren,
die man nur im Stehen trinkt,
siehst, wie glücklich ein Verlierer
ohne Kampf nach oben sinkt.

Suchst dir fünf Uhr früh am Bahnhof
einen Freund für einen Tag.
Ganz egal, was er dir gibt,
wenn er sich selbst nur etwas mag.

Und dann rinnt dir, weil du zitterst,
ein Glas Wein übers Gesicht,
fällst vom Stuhl und blickst nach oben
und entdeckst ein Stückchen Licht.

Dir verschwimmen Hirn und Sinne,
schwankst aufs Klo, schließt nicht mal zu,
überläßt dich deinem Dasein
und bist endlich wieder du.

Nur die sich mißtrauen,
brauchen Normen zum Sein
und verteilen als Schuld,
was sie sich nicht verzeihn.

Doch wie immer sie dich
auch schuldig schrein,
nur du hast das Recht,
dein Richter zu sein.