Heinz Rudolf Kunze

König Mit Leeren Händen

Heinz Rudolf Kunze


Im Fenster gegenüber
beim Kieferorthopäden
steht ein Monster aus blaßgrünen Blättern
es starrt zu mir herüber
sein Speichel zieht schon Fäden
es will mich von weitem zerschmettern

Ich weiß ja was ich tue
genauer als ichs liebe
ich muß endlich mein Stilleben ändern
ich blute in die Schuhe
und meine Tagediebe
schicken Karten aus tropischen Ländern

Vor dir kniet ein König mit leeren Händen
um dich kämpft ein Ritter aus dem Niemandsland
nichts was ich beginne kann ich selbst vollenden
wie soll ich schrein mit einem Mund voll Sand
ein König mit leeren Händen
und dem Rücken zur Wand

Die Schüsse in der Ferne
sind nicht auf uns gerichtet
sind der Alltag an anderen Fronten
wir haben uns nicht gerne
wir haben kalt verzichtet
und verzinsen die Angst auf den Konten

Du hast mich hingewiesen
auf deine Rechte
und daß sie gegen mich verwendet werden kann
du liegst mir auf der Zunge
fährst Ballon mit meiner Lunge
ich bin ein sterbensuntüchtiger süchtiger Mann

Vor dir kniet ein König mit leeren Händen
um dich kämpft ein Ritter aus dem Niemandsland
nichts was ich beginne kann ich selbst vollenden
wie soll ich schrein mit einem Mund voll Sand
ein König mit leeren Händen
hat sein Herz verbrannt